Die häufigsten Ursachen für ein CMD-Syndrom
„Unsere Kaumuskeln können gewaltige Kräfte entfalten. Der Unterkieferknochen gehört zu den stabilsten im ganzen Körper.“, führt Dr. Oliver Zittlau in die Ursachenforschung für CMD-Syndrome ein. „Diese Kräfte muss der Körper beim Kauen präzise steuern. Wenn Sie etwas kauen wollen, wollen Sie ja nicht bewusst daran denken müssen, welchen Muskel Sie wie anspannen. Dazu haben wir neuronal programmierte Bewegungsmuster.” Diese Bewegungsmuster justieren wir unbewusst durch klappern, pressen und knirschen sozusagen immer wieder neu. Wenn sich der Biss verändert, hat der Schutz der Zähne und der Erhalt der Kaufähigkeit für den Körper Priorität. Dabei nimmt er phasenweise eine Anpassung und Belastung anderer Strukturen in Kauf. Dies kann ein Grund für die Dysfunktion sein.
„Mediziner sprechen von einem multifaktoriellen Geschehen. Geringe Biss-Veränderungen sind im Laufe des Lebens normal. Wenn diese jedoch “unphysiologisch” werden, kann die Belastungsfähigkeit des Patienten überschritten worden sein.”
Als wichtigster Faktor aus dem Mundbereich ist hier der Verlust eines gesunden Bisses zu nennen. Zahnmediziner sprechen von einem “Verlust der Abstützung”, zum Beispiel sensible Bereiche der Kiefergelenke sind nicht mehr vollständig vor Überlastung geschützt. Eine solcher Verlust kann durch vermehrte Abnutzung, zu niedrige Füllungen, Kronen, Brücken oder Prothesen, Zahnverlust oder Zahnverschiebung, z.B. durch Parodontitis aber auch im Zusammenhang mit kieferorthopädischer Behandlung entstehen.
“Eine andere wichtige Komponente bei der komplexen Entwicklung der Schmerzsymptomatik ist psychischer Streß. Gerade in den letzten Monaten und Jahren sind vermehrt psychische Belastungen – Stichwort Corona-Pandemie, Krieg in Europa – für stressbedingtes Kieferknirschen oder -Pressen und damit für das Auftreten von CMD verantwortlich. Aus einem Bissfehler der noch im physiologischen, also unproblematischen Bereich lag, kann sich so durch zusätzlichen psychischen Streß ein CMD-Syndrom entwickeln. Die Schmerztherapeuten sprechen hier von einem Trigger.”
Für die Patienten ist es manchmal eine Herausforderung, ein CMD-Syndrom als mögliche Ursache für ihr Leiden zu erkennen: „Wenn man unter Schwindel leidet, ein Tinnitus entsteht, die Knie schmerzen oder der Rücken – dann denkt man nicht sofort an eine mögliche Beteiligung der Kiefergelenke an dieser Symptomatik. Bei entsprechender Erfahrung des Zahnarztes kann ein Verdacht auf Vorliegen eines CMD-Syndroms aber schnell diagnostisch abgeklärt werden.“
Die Diagnostik des CMD-Syndroms
„In einem ersten Schritt steht bei uns immer die sorgfältige Untersuchung mit Funktionsbefund und das Gespräch mit dem Patienten im Fokus“, beschreibt Dr. Zittlau die erste diagnostische Klärung. „Mit ausreichender Erfahrung kann man schon über die manuelle Prüfung der Kieferfunktionen Spannungen der Muskulatur und Überlastung der Kiefergelenke feststellen, die auf ein CMD-Syndrom hinweisen.“
Wenn sich im ersten Tastbefund Hinweise auf eine CMD-Symptomatik zeigen, wird meist eine weitere, detaillierte diagnostische Abklärung sinnvoll. Mit der 3-dimensionalen Erfassung der Kiefer-Bewegungen und Analyse in einem Simulator kann eine spezielle Schiene angefertigt werden. Auf diesem Wege wird schon für Entlastung gesorgt und gleichzeitig der Ursache weiter auf den Grund gegangen. “Denn wir müssen ja, um ein CMD-Syndrom behandeln zu können, herausfinden, welche eventuellen Fehlstellungen von Kiefer und Zähnen zu den Problemen geführt haben.“ Die positiven Auswirkungen der Therapie werden möglichst in wöchentlichen Kontrollen beobachtet. Die Schiene wird dabei der fortschreitenden Heilung angepasst, häufig in enger Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten, Orthopäden und Osteopathen.
Therapeutische Schritte
Wenn die überlasteten Gelenke und Muskeln sich nach einigen kurzen Korrektur-Sitzungen der Schiene entspannt haben, ist die richtige Kieferposition gefunden und in einer Nachmessung kann nun die Problematik, die zur Ausprägung des CMD-Syndroms geführt hat, exakt beschrieben, können entsprechende therapeutische Schritte eingeleitet werden.
„Es geht dabei immer darum, die Fehlstellungen, die zur Ausprägung eines CMD-Syndroms geführt haben, zu beheben und somit wieder zu einem insgesamt wieder besser funktionierenden Kau-Systems, des Kiefers und der umgebenden Muskel- und Sehnenstrukturen zu gelangen", führt Dr. Oliver Zittlau aus und ergänzt: “Wir besprechen zu diesem Zeitpunkt mit dem Patienten, ob überhaupt etwas verändert werden sollte und wenn ja, welche Fehlstellungen beseitigt oder welche abgenutzten Stellen zum Beispiel wieder aufgebaut werden sollten, um für eine möglichst dauerhafte Entlastung des Kiefers zu sorgen. Die Therapie wird dabei genau auf die Problematik und persönliche Situation des Patienten abgestimmt."
Auch ästhetische Verbesserung
Häufig ergeben sich auch – wie ein angenehmer Nebeneffekt – ästhetische Verbesserungen. Das Sprechen und Lachen der Patienten macht mit der entspannten Muskulatur einen positiveren Eindruck, die Lippen sind voller.
“Im Vordergrund steht, dass der Patient durch unsere Therapie mehr Lebensqualität erreicht.“, beschreibt Dr. Zittlau die Behandlung.