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Medizinische Leistungen

Keine Angst vor der Narkose

Wer einen operativen Eingriff vor sich hat, setzt sich unweigerlich mit einem Thema auseinander, das immer noch bei vielen Patienten für Unbehagen sorgt: die Narkose. Zwar steht einer im Jahr 2019 durchgeführten Forsa-Umfrage zufolge die Angst vor Komplikationen bei der Narkose nicht ganz oben auf der Liste der Ängste, aber sie steht mit 51% auf einem beeindruckenden dritten Platz. Angeführt wird die Liste der Dinge, die den Patienten bei einem stationären Aufenthalt Angst machen, von der Angst vor einer Infektion mit Krankenhauskeimen (81%).
Artikel vom 27/05/2021

Keine Angst vor der <strong>Narkose</strong>
Keine Angst vor der <strong>Narkose</strong>
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Wie alles begann

Als „Geburtsdatum“ der modernen Anästhesiologie gilt die Durchführung der ersten öffentlichen Äthernarkose am 16. Oktober 1846 in Boston, Massachusetts. Diese Narkose wurde dem damaligen Patienten als Äther-Inhalationsanästhesie verabreicht. Was als großer Durchbruch in der Anästhesiologie gilt, hat mit heutigen Narkosen nicht mehr viel gemeinsam. Denn seit den Anfangstagen haben sich die Anästhesieverfahren ständig weiterentwickelt und sind mittlerweile so ausdifferenziert, dass für jeden individuellen Anwendungsfall die optimale Vorgehensweise zur Verfügung steht.
Und doch: die Angst der Patienten bleibt. Befragungen haben ergeben, dass sich das Unwohlsein der Patienten in vielen Fällen mehr auf die Vollnarkose bezieht als auf den operativen Eingriff selbst. Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass der Patient eben durch die Vollnarkose seine Kontrolle aufgibt, und dass er sich vorher mit diesem Kontrollverlust auseinandersetzen muss. Hinzu kommt, dass die Vorgänge während einer Narkose – die Wirkung der Medikamente, die Auswahl und die Dauer der Narkose – weniger leicht nachzuvollziehen sind als die anschaulich vermittelbaren Abläufe eines operativen Eingriffs. Anders liegt der Fall bei einer Lokalanästhesie, bei der der Patient keinerlei Schmerzen spürt, aber gleichzeitig bei vollem Bewusstsein ist. 

Sorgfalt

Die Vollnarkose sorgt dafür, dass der Patient während des Eingriffs tief schläft, dass seine Muskeln entspannt sind und dass er keine Schmerzen spürt. Gleichgültig, ob ein Eingriff ambulant oder stationär durchgeführt wird, die Wahl des Narkoseverfahrens hängt maßgeblich von zwei Dingen ab: vom geplanten Eingriff und von der Konstitution des Patienten. Und genau mit der Differenzierung des Anwendungsfalls beginnt die Sicherheit für die Patienten. Im Vorgespräch und durch eine Untersuchung wird geklärt, ob es bestimmte Risiken gibt, die bei der Narkose berücksichtigt werden müssen. Hierzu gehören Vorerkrankungen genauso wie Medikamentenunverträglichkeiten, aber auch Umstände wie das Vorliegen einer Schlafapnoe.

Welche Mittel werden verwendet?

Welche Mittel werden verwendet?

Abhängig von der gesundheitlichen Verfassung des Patienten und eventuell vorliegenden Unverträglichkeiten werden die Art der Narkose und die Medikamente ausgewählt. Die heute verwendeten Medikamente sind so spezifisch, dass sie umgehend wirken und ihre Wirkung nach dem Aufwachen auch schnell verlieren. Sie werden vom Körper sehr schnell verarbeitet und über Leber und Nieren ausgeschieden. Eines der gebräuchlichsten Narkose-Mittel ist Propofol. Das Medikament ist ein gut steuerbares Narkotikum, das eine beruhigende und betäubende Wirkung hat. Es dient zur Einleitung und Aufrechterhaltung der Narkose. Kombiniert wird es immer mit einem Opiatschmerzmittel. Muskelrelaxantien werden nur verabreicht, wenn für den operativen Eingriff eine Entspannung der quergestreiften Muskulatur erforderlich ist.  Die Kombination der Präparate erzeugt eine gut steuerbare Narkose, die eine für den Patienten möglichst geringe Belastung bedeutet.

Gut behütet

Gut behütet

Viele Patienten fragen sich, wie die Dauer der Narkose festgelegt wird. Es bestehen immer wieder Befürchtungen, dass die Narkose nicht lange genug anhält und der Patient während des Eingriffs aufwacht, oder dass die Narkose länger dauert als notwendig. Diese Befürchtung ist jedoch unbegründet, da die Narkosemedikamente kontinuierlich verabreicht werden und erst zum Ende der Operation, nach Rücksprache mit dem Operateur, die Applikation beendet wird. Die modernen Anästhetika zeichnen sich durch eine kurze Wirksamkeit und eine sehr gute Steuerbarkeit aus.
Während der Operation sind der Anästhesist und eine Fachkraft für Anästhesie und Intensivmedizin immer bei dem Patienten. Alle Vitalparameter wie Puls, Blutdruck, Herztätigkeit und Sauerstoffsättigung werden beständig überwacht. Anhand dieser Parameter beurteilt der Anästhesist die ausreichende Narkosetiefe. Neben diesen Basisparametern geben viele weitere Parameter Aufschluss über die adäquate Beatmung und Muskelentspannung. Der Anästhesist sorgt dafür, dass der Patient den gesamten Eingriff über in Narkose bleibt, auch wenn der Eingriff länger dauert als ursprünglich vorgesehen. Ist der Eingriff abgeschlossen, beginnt der Anästhesist mit der Ausleitung der Narkose, lässt den Patienten also aufwachen. Wie lange ein Patient braucht, um nach einer Vollnarkose vollständig aufzuwachen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Meist sind es jedoch nur ein paar Minuten.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung?

Die Nebenwirkungen einer Narkose sind mittlerweile äußerst gering. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehört immer noch die Übelkeit nach der Narkose. Um diese zu vermeiden, ist es wichtig, im Vorgespräch zur Narkose zu ermitteln, ob der Patient eine entsprechende Disposition mitbringt, ob er also in dieser Hinsicht zu den Risiko-Patienten gehört. Übelkeit tritt vor allem bei solchen Patienten auf, die bei früheren Eingriffen bereits damit zu kämpfen hatten, oder die generell zu Reisekrankheit neigen. Auch die Angst vor einem operativen Eingriff kann die Anfälligkeit für Übelkeit steigern. Darüber hinaus spielt – so zeigen Untersuchungen – das Alter der Patienten eine Rolle: Anfällig für Übelkeit sind demnach vor allem Kinder zwischen sechs und 16 Jahren, Patienten im Senioren-Alter sind wenig betroffen. Besteht bei Patienten ein erhöhtes Risiko für Übelkeit, dann kann durch die Auswahl der Medikamente dieses Risiko deutlich gesenkt werden.

Gut geschlafen?

Insgesamt ist zu beobachten, dass die Angst der Patienten vor der Narkose abnimmt. Viele informieren sich und bereiten sich intensiv vor, indem sie ihre Fragen notieren und zum anästhesiologischen Vorgespräch mitbringen. Und nicht nur das. Auch die Anzahl der Patienten, die einer Narkose sehr positiv entgegensehen, steigt. So ist es nicht mehr ungewöhnlich, dass sich Patienten regelrecht auf einen erholsamen und ungestörten tiefen Schlaf freuen. Ein erholtes und unangestrengtes Erwachen nach einer Narkose ist der Regelfall. Aber dennoch sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Operation und auch eine Narkose massive Eingriffe in den Köper sind, von denen sich jeder erholen muss. Daher ist es angeraten, sich nach einer Vollnarkose ein wenig Ruhe zu gönnen. Anstrengende sportliche Aktivitäten, große Hitze o.ä. sollten ein paar Tage warten.